Gemeinsam hessische Kommunen noch lebenswerter machen

von Benjamin Jungbluth

Gemeinsam hessische Kommunen noch lebenswerter machen

von | 24. Juli 2024 | Allgemein, Leben, Wirtschaft, Wissenschaft

Netzwerk „Nachhaltige Stadtentwicklung in Hessen“ offiziell gegründet

Fokus auf Erfahrungsaustausch und praxisnaher Unterstützung: Mit einem neuen Netzwerk stärken das Hessische Wirtschaftsministerium und die Hessen Agentur die Kommunen im Land bei der Umsetzung der Städtebauförderung. Beim Auftakt in Wiesbaden knüpfen mehr als 100 Beteiligte neue Kontakte und gestalten das Format aktiv mit.

Moderator Daniel Fischer steht auf einer Bühne und redet.

Moderator Daniel Fischer begrüßt die knapp 100 Gäste in Wiesbaden. (Foto: Dennis Möbus)

„Das ist eine großartige Chance für alle hessischen Kommunen, um miteinander in einen lebendigen Austausch zu kommen und gemeinsam unsere Städte und Gemeinden voranzubringen“, freut sich Barbara Schader. Die Bürgermeisterin der südhessischen Stadt Bürstadt ist am Rande der Auftaktveranstaltung des neugegründeten Netzwerks „Nachhaltige Stadtentwicklung in Hessen“ voll des Lobes für die Initiative des Landes. „Wir haben allein in Bürstadt in den vergangenen rund elf Jahren mehr als 25 Millionen Euro über die verschiedenen Städtebauförderprogramme und den Investitionspakt erhalten: Dadurch konnten wir unseren Marktplatz von einer ziemlich tristen Abstellfläche für Autos in einen lebenswerten Treffpunkt in der Ortsmitte verwandeln, unseren Bahnhof samt Umfeld völlig neugestalten und barrierefrei ausbauen sowie im vergangenen Jahr auch noch einen knapp 70.000 Quadratmeter großen Bildungs- und Sportcampus eröffnen. Das alles war nur möglich, weil wir vom Land tatkräftig unterstützt worden sind. Dass diese Unterstützung jetzt mit dem neuen Netzwerk noch stärker fokussiert und auf die aktive Zusammenarbeit der Kommunen ausgerichtet wird, ist deshalb ein toller Schritt“, sagt Bürgermeisterin Barbara Schader.

Barbara Schader, Bürgermeisterin der südhessischen Stadt Bürstadt, unterhält sich mit einem Mann, den man nur von hinten sieht.

Barbara Schader, Bürgermeisterin der südhessischen Stadt Bürstadt. (Foto: Dennis Möbus)

Zusammen mit über 100 weiteren Vertreterinnen und Vertretern der derzeit etwa 85 hessischen Kommunen, die an den drei Förderprogrammen „Lebendige Zentren“, „Wachstum und Nachhaltige Erneuerung“ sowie „Sozialer Zusammenhalt“ teilnehmen, kann sie bei der Auftaktveranstaltung in der Kurhaus Kolonnade in Wiesbaden direkt neue Kontakte knüpfen – schließlich ist das eines der wichtigsten Anliegen des neuen Formats.

Hessens Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori.

„Als Landesregierung wollen wir die Netzwerkarbeit, den Erfahrungsaustausch und den Wissenstransfer noch näher an den Bedürfnissen der Kommunen ausrichten und dadurch ein noch stärkeres Fundament für eine gewinnbringende Zusammenarbeit schaffen.“

Kaweh Mansoori
Hessischer Wirtschaftsminister

Und so gibt es bei der Auftaktveranstaltung in der Landeshauptstadt ein lockeres Programm, bei dem das Thema Netzwerken erkennbar im Mittelpunkt steht: Prof. Dr.-Ing. Florian Kluge von der Alanus Hochschule Alfter macht mit seinem kurzweiligen Vortrag „Ohne Netz geht nix! Netzwerken in Stadtentwicklung und Baukultur“ den Anfang, indem er die vielfältigen Aspekte des gegenseitigen Austauschs erläutert und konkrete Beispiele aus seiner Praxisarbeit vorstellt. In der anschließenden Podiumsdiskussion spricht er mit Vertreterinnen und Vertretern der Netzwerkkommunen Fulda, Gudensberg und Kassel sowie der neuen Geschäftsstelle des Netzwerks „Nachhaltige Stadtentwicklung in Hessen“ über bereits gesammelte Erfahrungen, die Wünsche der Kommunen und erste Schritte bei der Umsetzung.

Prof. Dr.-Ing. Florian Kluge von der Alanus Hochschule Alfter macht steht auf der Bühne und redet.

Prof. Dr.-Ing. Florian Kluge, Alanus Hochschule Alfter. (Foto: Dennis Möbus)

Im Nachgang können die mehr als 100 Teilnehmenden im stilvollen Kurhaus-Ambiente sofort zur Tat schreiten, miteinander ins Gespräch kommen und sich auf einem „Marktplatz“ über wichtige hessische Einrichtungen rund um den Städtebau informieren. Neben der Landesarbeitsgemeinschaft Soziale Brennpunkte e.V. (LAG) beteiligen sich daran mehrere Institutionen, die von der HA Hessen Agentur GmbH im Auftrag des Landes geführt werden: die Landesinitiative +Baukultur in Hessen, die Geschäftsstelle Kreativwirtschaft, die LEA LandesEnergieAgentur Hessen mit den Klima-Kommunen, das Fachzentrum Nachhaltige Mobilität in Hessen sowie die Geschäftsstelle des neuen Netzwerks.

Folke Mühlhölzer steht am Rednerpult.

Folke Mühlhölzer, Vorsitzender der Geschäftsführung der HA Hessen Agentur GmbH. (Foto: Dennis Möbus)

Die Hessen Agentur ist gleichzeitig im Auftrag des Hessischen Wirtschaftsministeriums auch die Ausrichterin der Auftaktveranstaltung, so dass Folke Mühlhölzer, Vorsitzender der Geschäftsführung der HA Hessen Agentur GmbH, die Vorzüge des neuen Formats im persönlichen Austausch mit den kommunalen Vertretern darlegen kann. „Das Netzwerk ‚Nachhaltige Stadtentwicklung in Hessen‘ ist eine Gemeinschaftsinitiative von und für hessische Kommunen. So können wir Synergieeffekte nutzen und die Zusammenarbeit optimieren – denn oft ist es viel effektiver, wenn man die richtige Ansprechpartnerin oder den richtigen Ansprechpartner persönlich kennt oder die passende Telefonnummer bereits im Adressbuch hat. Diese Kontakte zu ermöglichen und den Austausch zu institutionalisieren, ist eines unserer wichtigsten Anliegen. Gemeinsam mit unserer Geschäftsstelle als zentralem Anlaufpunkt können wir den Netzwerkkommunen auf diese Weise eine praxisnahe Unterstützung bieten“, so Folke Mühlhölzer.

Dr. Eberhardt Kettlitz sitzt auf der Bühne und spricht in ein Mikrofon.

Dr. Eberhardt Kettlitz, Koordinator für kommunale Entwicklungspolitik und stellvertretender Fachbereichsleiter Bauen, Organisation und Bürgerservice der nordhessischen Stadt Gudensberg. (Foto: Dennis Möbus)

Genau diese Form der Förderung ist für Dr. Eberhardt Kettlitz besonders wichtig. Als Koordinator für kommunale Entwicklungspolitik und stellvertretender Fachbereichsleiter Bauen, Organisation und Bürgerservice der nordhessischen Stadt Gudensberg nimmt er bei der Auftaktveranstaltung nicht nur an der Podiumsdiskussion teil, sondern gibt seinen Amtskolleginnen und -kollegen im Anschluss auch gerne Auskunft über gelungene Projekte in seiner Region. „Wir haben gute Erfahrungen mit Transferwerkstätten und Best-Practice-Besuchen in anderen Kommunen gemacht. Da fährt dann unser gesamter Magistrat gemeinsam in andere Teile des Landes und schaut sich direkt vor Ort an, was dort bei Projekten so alles ausprobiert wurde. Was lief gut, was hat Probleme bereitet und was haben die Kolleginnen und Kollegen daraus gelernt? Das hilft enorm, damit nicht jede Kommune das Rad neu erfinden muss“, erklärt Kettlitz. Als nächstes geht es für die Gudensberger Stadtvertreter nach Marburg – „die persönlichen Kontakte in die Universitätsstadt sind durch das Netzwerk der Städtebauförderung entstanden“, betont Dr. Eberhardt Kettlitz.

Monika Böttcher, Bürgermeisterin von Maintal, spricht mit einem Mann an einem Tisch.

Monika Böttcher, Bürgermeisterin von Maintal. (Foto: Dennis Möbus)

Den direkten Austausch vor Ort sowie gelungene Praxislösungen als lehrreiche Beispiele sieht auch Monika Böttcher als größten Vorteil der künftig noch engeren Verzahnung bei der hessischen Stadtentwicklung. Als Bürgermeisterin von Maintal ist sie täglich mit städtebaulichen Themen konfrontiert, die von den Verwaltungen auf kommunaler Ebene umgesetzt werden müssen. „Das sind oft Probleme, die auf den ersten Blick klein wirken, aber große Auswirkungen auf unsere Einwohnerinnen und Einwohner haben. Zum Beispiel die Stellplatzsatzungen: Wie viele Stellplätze für Autos benötigt ein neugebautes Haus, was hat das wiederum für Auswirkungen auf die Miet- und Kaufpreise und wie können wir als Kommune da sinnvoll steuern, wenn wir gleichzeitig nachhaltige Mobilitätslösungen stärken wollen? Solche Themen beschäftigen viele andere Kommunen in Hessen genauso. Deshalb sind der gemeinsame Austausch und die gegenseitige Unterstützung im neuen Netzwerk so wichtig“, erklärt Monika Böttcher. „Dank der Hessen Agentur fangen wir dabei nicht bei null an, sondern können auf die über Jahrzehnte gewachsenen Strukturen der hessischen Städtebauförderung aufbauen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der neuen Geschäftsstelle waren schon zuvor unsere Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner und haben uns bereits bei vielen Themen sehr geholfen.“

Sebastian Vollweiler von der Geschäftsstelle „Nachhaltige Stadtentwicklung in Hessen“ steht am Rednerpult.

Sebastian Vollweiler, Geschäftsstelle „Nachhaltige Stadtentwicklung in Hessen“. (Foto: Dennis Möbus)

Über dieses Lob kann sich Sebastian Vollweiler von der Geschäftsstelle „Nachhaltige Stadtentwicklung in Hessen“ sichtlich freuen, schließlich hat er mit seinem Team viel Arbeit in das neue Konzept und die Auftaktveranstaltung gesteckt. „Unser Ziel ist eine noch stärkere Beteiligung der Kommunen an der Ausrichtung, dem Programm und den Themen, die im Rahmen des Netzwerks angeboten werden. Deshalb sammeln wir heute auch Wünsche für die nächsten Veranstaltungen und versuchen, künftig sowohl große Treffen des gesamten Netzwerks als auch kleinere Fachtreffen zu organisieren. Schließlich haben die Kommunen je nach ihrer Größe, Geschichte und Lage durchaus unterschiedliche Akzente, die wir gerne noch präziser aufnehmen würden“, erklärt Sebastian Vollweiler.

Als Schnittstelle zum Hessischen Wirtschaftsministerium unterstützt die Geschäftsstelle außerdem alle Netzwerkkommunen bei konkreten Anliegen. Strategische Projektförderberatungen, individuelle Standortbesuche sowie Hilfestellungen bei der Suche nach den passenden Ansprechpersonen und Fördermitteln gehören ebenso zum Angebot wie die für Mitglieder kostenfreien Online- und Präsenz-Veranstaltungen zu städtebaulichen Themen. „Als nächstes werden wir ein Treffen zum Thema ‚Wasser in der Stadt‘ organisieren, weil das für viele Kommunen gerade ein sehr aktueller Bereich ist. Und für die folgenden Formate haben wir heute schon viel Input einholen können, den wir gerne gemeinsam mit den Städten und Gemeinden aus ganz Hessen umsetzen wollen – das neue Netzwerk hat sich also direkt zum Start bereits bewährt“, freut sich Sebastian Vollweiler.

Foto: Dennis Möbus

Foto: Dennis Möbus

Foto: Dennis Möbus

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Foto: Dennis Möbus

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Foto: Dennis Möbus

Foto: Dennis Möbus

Foto: Dennis Möbus

Foto: Dennis Möbus

Foto: Dennis Möbus

Foto: Dennis Möbus

Netzwerk „Nachhaltige Stadtentwicklung in Hessen“

Das neue Netzwerk bündelt die hessische Städtebauförderung, die in den drei Förderprogrammen „Lebendige Zentren“, „Wachstum und Nachhaltige Erneuerung“ sowie „Sozialer Zusammenhalt“ zusammengefasst ist, und entwickelt sie für künftige Herausforderungen weiter. Ziel ist es, die Mitglieder bei der Umsetzung der Förderprogramme zu unterstützen und eine nachhaltige Entwicklung aller hessischen Städte und Gemeinden als Orte zum Leben, Wohnen, Arbeiten und Erholen zu fördern.

Dabei stehen die gemeinsame Netzwerkarbeit, der Erfahrungsaustausch und der Wissenstransfer zwischen den Mitgliederkommunen im Mittelpunkt. Gleichzeitig ist die Geschäftsstelle des Netzwerks die zentrale Anlaufstelle für hessische Kommunen. Hier erhalten sie individuelle Beratungen, Unterstützung bei den Förderprogrammen und ein breites Angebot an Veranstaltungen zu vielfältigen städtebaulichen Themen.

Die Geschäftsstelle des Netzwerks Nachhaltige Stadtentwicklung in Hessen wird von der HA Hessen Agentur GmbH geführt.